Vom Desaster rund um das Landeskrankenhaus Natters, dem Umgang mit dem Pflegepersonal bis hin zur Bezahlung der Pflegekräfte und dem bereits realen Pflegenotstand: Keine Woche vergeht ohne gesundheitspolitische Hiobsbotschaft. „Fast täglich müssen wir aus den Medien erfahren, wie schlecht es um das Tiroler Gesundheitswesen bestellt ist. Damit wird nicht nur das betroffene Personal verunsichert, sondern die gesamte Bevölkerung. Krisenmanagement und nachhaltige politische Konzepte zur Sicherung von medizinischer Versorgung und Pflege sehen anders aus“, so AK Präsident Erwin Zangerl.
„So kann man mit den Menschen nicht umgehen“, kritisierte AK Präsident Erwin Zangerl bereits im heurigen Frühjahr, als die Pläne zur Schließung des Landeskrankenhauses Natters durchgesickert waren. „Hier haben sich die panischen Einsparungspläne des zuständigen Landesrates schon deutlich gezeigt. Ohne Konzept wird aus der Hüfte geschossen, wirklich konkrete und vor allem nachhaltige Pläne werden nicht vorgelegt“, so Zangerl. Nachdem man keine Antworten geben konnte, wurde das Projekt – auch nach Kritik der AK Tirol – fallen gelassen. Zurück blieben verbrannte Erde, verunsicherte und verärgerte Patienten und Mitarbeiter.
Eine Situation, die jedoch kein Einzelfall ist, wie AK Präsident Zangerl betont: „Anstatt sich um die Mitarbeiter im Gesundheitsbereich zu bemühen, werden sie permanent vor den Kopf gestoßen, egal ob es um die Bezahlung geht, die Gleichstellung von Teilzeitmitarbeitern oder um das Thema Umkleidezeiten. Einsparen will man beim wichtigsten Faktor – dem Personal. Damit wird nur eines erreicht, nämlich das Kaputtsparen unseres Gesundheitswesens.“
Auch im Altenpflege-Bereich ist die Situation alarmierend, fehlen doch in Tirol bereits 300 Pflegekräfte, mehr als 140 Heimplätze stehen deshalb leer, das verbliebene Personal leistet Übermenschliches und setzt seine eigene Gesundheit aufs Spiel. Dass sich das in der Bezahlung nicht widerspiegelt, ist für AK Präsident Zangerl ein weiteres „Natters“ des Gesundheitslandesrates. „Man hat den Pflegekräften eine Gehaltserhöhung versprochen, herausgekommen ist, dass etwa Pflegeassistenten und Heimhelfer sogar weniger Gehalt bekommen. Damit wird der Pflegenotstand mit Sicherheit nicht behoben“, so Zangerl. Er lehnt deshalb die finanzielle Schlechterstellung von Heimhilfe und Pflegeassistenz im Gemeinde-Vertragsbedienstetengesetz (G-VBG) aufs Schärfste ab und fordert, die geplante Gesetzesänderung zu überarbeiten. „Berechnungen zeigen, dass Mitarbeiter, die nach dem G-VBG entlohnt werden um bis zu 2.400 Euro jährlich brutto weniger verdienen, als jene, die nach dem SWÖ-Vertrag (Sozialwirtschaft Österreich) entlohnt werden. Die Kaputtsparpolitik auf dem Rücken des engagierten Personals wird das Problem in diesem Bereich nicht lösen, sondern verschärfen. Das ist eine einfache Rechnung.“
Denn der Bedarf an qualifiziertem Personal wird in den nächsten Jahren enorm steigen. Zangerl: „Wir brauchen engagierte Menschen, die wir in diesen Berufen ausbilden können. Dazu braucht es geeignete Ausbildungsplätze, attraktive Arbeitsplätze und eine entsprechende finanzielle Honorierung der Leistung. Und es braucht mehr Personal. Immer weniger Fachkräfte können sich nicht um immer mehr Pflegebedürftige kümmern, das werden wohl alle Gesundheitsexperten einsehen.“ Was die finanziellen Mittel anbelangt, sieht Zangerl sowohl Bund als auch Land Tirol gefordert. „Wir müssen um jeden Preis verhindern, dass unser hochwertiges Gesundheitssystem kaputtgespart wird oder zum politischen Spielball verkommt. Derzeit sind wir aber auf dem besten Weg dorthin, deshalb werden wir uns auch die neue Österreichische Gesundheitskasse genau anschauen. Denn wer von Optimierung spricht, hat meist nur eines im Sinn, nämlich einzusparen.“
Dass das Land Tirol finanziell zu den bestaufgestellten Bundesländern Österreichs gehört, ist anzuerkennen, so der AK Präsident, „dass es im Gesundheitsbereich aber dermaßen versagt, ist auch deswegen nicht zu akzeptieren.“